Lambda-Werte


Was ich an- und ab von einigen Tunern mit Ihren Prüfständen und demgemäß Prüfstandsarbeiten so gehört habe, ist es durchaus nicht das Gleiche, ob ein Motorrad auf der Strasse/Rennstrecke, oder dem Prüfstand optimiert wird.
Was manchmal auf dem Prüfstand läuft, fährt sich nicht richtig gut - und manchmal, wenn man das Motorrad so nach Gefühl auf der Rennstrecke programmiert, bis es gut läuft, dann zeigt sich dieses nicht auf dem Prüfstand, oder schneidet dort gar schlecht ab.

Gute Tuner mit ihren Erfahrungswerten werden das Problem der Differenz zwischen simuliertem und echtem Fahrgeschehen wohl im Griff haben, doch kann dies auch nur für das Grobe gelten.

Denn schauen wir uns an, was Alles an verschieden Fahrsituationen möglich ist, ist die Kombinationsvielfalt unendlich:

 

.......unendliche Prüfstandsläufe wären damit erforderlich, um die Vielfalt der daraus sich ergebenden Simulationen herauszufahren.

Soviel Zeit hat keiner.

Von daher ich seit 7 Jahren die Lambdawerte einfach aufzeichne - im echten Fahrgeschehen.
Es ist enorm, was man dort alles erfährt ( wenn man dazu auch noch ein paar andere Werte aufzeichnet ).
2001 hatte auch ich den typischen Anfängerfehler gemacht, und mich im wesentlichen um den Volllast- Bereich gekümmert, bis ich mir dann einmal die Statistiken meiner Fahrweise angeschaut habe, wo nämlich der Volllast-Anteil nur etwa 1,5-4% des gesamten Fahrgeschehen ausmacht, auf der Strasse für den durchschnittlichen Landstrassenheizer dürfte es von Tür zu Tür wohl noch unter 1% sein.
Die Musik spielt ganz woanders :
Der 2/3 Bereich ( vom gesamten Drehzahlband aus gesehen ) ist statistisch der am häufigsten benutzte ( Gaußsche Glockenkurve).
Die Drosselklappenstellungen von 0-5% , und von ~ 20- 45% sind extremst wichtig, da sie das "wieder-ans-Gas-gehen" im Scheitelpunkt der Kurve, da sie eben für die Sensitivität und den Druck des Motorrades beim Herausbeschleunigen kenntlich zeichnen.

Und auf der Rennstrecke jedenfalls kommen diese Situationen sehr häufig vor.
Die Drsselklappenstellungen von 50-100% durcheilt man relativ zügig, da man intuitiv ab irgendeiner fast nicht mehr existierenden Schräglage den Hahn "einfach" aufreißt.
Und so war das Ergebnis bei mir enorm, wo ich mich einen Vormittag auf der Rennstrecke nur um den 20-40% Drosselklappenanteil gemischtechnisch gekümmert habe: das Motorrad war beim Herausbeschleunigen um Einiges, d.h. DEUTLICH fühlbar - druckvoller, und tatsächlich korrelierten auch die besseren (aufgezeichneten) Lambdawerte mit meinem Eindruck.

Und wenn man dieses Spiel noch für jeden Zylinder einzeln betreibt, wird man mehr als erstaunt sein über das Ergebnis.
Doch kann es dann auch zu einer Art " Kipppunkt " kommen, wenn nämlich :

Dann nämlich ergibt sich entweder der High- oder Lowsider, oder meinetwegen der erste gespürte Ansatz davon, und in der Folge die Angst davor, welche jemanden durch diese Maßnahme noch langsamer macht, als zuvor.

Doch verschiedene Maßnahmen, wie etwa gangselektive Zündung oder ein leistungsschwächeres Motorrad sich zu kaufen können das einigermaßen kompensieren, wobei natürlich der Königsweg eine professionelle Traktionskontrolle ist.

Also summa summarum :
Auch in GP entdeckt man die Lambdasonden an ALLEN Zylinder-Ausgängen, wo mir natürlich nicht genau klar ist, ob zur reinen Aufzeichnung und/oder Steuerung, doch gehe ich davon aus, dass die Lambdawerte zur Steuerung eingesetzt werden, denn die unendliche Kombinationsvielfalt aller sich der Möglichkeit ergebenden Umstände lässt sich einfach nicht mehr in Tabellen packen..... wieviele Tabellen soll man denn da schreiben ?
Das Motec bietet z.B. 4-dimensionale Kennfelder für Zündung und Sprit an. Das ist schon eine enorme Hilfe, doch auch damit lässt sich nicht alles abdecken.

Lambda-Erfassung und Einbindung der Werte in die Motorsteuerung ist der Weg, welchen man beschreiten sollte, wenn man es ernst meint.
Die Möglichkeiten dann, je nach Talent des Fahrers und Motorrad die Charakteristik der Gasannahme und die Kraft des Motors ( auch Gangabhängig.. etc. ) zu gestalten, sind enorm.

Wenn man dann sehr individuell sein Kennfeld ausgearbeitet hat, sieht das ungefähr so aus: